Die Heldenreise in „Der König der Löwen“ verstehen

von | Allgemein, Heldenreise Copywriting Framework

Geschichten, die uns zum Lachen und Weinen bringen, nutzen meist die Heldenreise


Warum bleiben uns manche Geschichten lange im Kopf – und andere vergessen wir sofort wieder? Warum fiebern wir mit, wenn jemand aufbricht, scheitert, wächst und am Ende doch seinen Platz findet?
Die Antwort liegt in einem Erzählmuster, das älter ist als jedes Marketing – und in ganz unterschiedlichen Kulturen seit Jahrhunderten auftaucht: die Heldenreise von Joseph Campbell.

Woher kommt die Idee der Heldenreise?


Die Bezeichnung stammt wie gesagt von Joseph Campbell, einem amerikanischen Mythenforscher.
In den 1940er Jahren hat er Erzählungen aus aller Welt gesammelt – auch aus abgelegenen Dörfern und Urwaldgebieten. Dabei fiel ihm auf:
Ganz egal, woher die Geschichten stammten – sie liefen oft nach dem gleichen Muster ab.
Da ist jemand, der anfangs nicht viel verändern will. Dann passiert etwas. Eine Herausforderung taucht auf. Neue Menschen treten ins Leben. Es geht bergauf, bergab – und irgendwann merkt diese Person: Ich muss mich verändern, wenn ich weiterkommen will.
Am Ende kommt sie mit neuen Erfahrungen zurück – oft verändert, reifer, klarer.
Campbell nannte dieses wiederkehrende Muster den „Monomythos“ – die große Erzählstruktur, die uns Menschen offenbar verbindet.

Und was hat Hollywood damit zu tun?


Einige Jahrzehnte später machte sich Christopher Vogler, ein Drehbuch-Entwickler in Hollywood, an die Arbeit.
Er nahm Campbells 17 Stationen der Heldenreise und vereinfachte sie auf 12 Schritte, die bis heute in vielen Filmen verwendet werden – etwa in Star Wars, Der König der Löwen oder Harry Potter.

Was hat das mit dir zu tun?


Auch wenn wir keine Blockbuster drehen:
Wenn du über dich, dein Projekt oder dein Unternehmen sprichst – dann ist das oft ebenfalls eine Art Reise.
Du kommst von irgendwoher, hast etwas erlebt, gelernt, manchmal gezweifelt, neu angefangen – und heute hast du etwas, das du teilen willst.
Die Heldenreise hilft dabei, solche Entwicklungen klar zu erzählen – ohne zu übertreiben.
Und sie schafft etwas, das für gute Kommunikation wichtig ist: Verbindung.

In diesem Beitrag schauen wir uns die 12 Stationen der Heldenreise einmal Schritt für Schritt an.
Am Beispiel eines Films, der auch irgendwie meine Reise als Designerin bestimmt und eingeleitet hat : 🦁 Der König der Löwen.
Ein Film über Familie, Verantwortung, Umwege und darüber, den eigenen Platz wiederzufinden.

Die 12 Stationen der Heldenreise


🦁 Erzählt am Beispiel von Der König der Löwen

  1. Die gewohnte Welt des Mangels
    Wir treffen Simba als kleinen Löwenjungen. Er lebt im Geweihten Land, alles scheint leicht. Sein Vater Mufasa ist König – stark, weise, allgegenwärtig.
    Simba ist der zukünftige Thronfolger, aber noch zu jung, um zu begreifen, was das bedeutet. Für ihn besteht die Welt aus Spielen, Aufmerksamkeit und der festen Überzeugung: Ich kann alles werden – ganz ohne Anstrengung.
    Die Welt wirkt heil – aber etwas fehlt: Reife, Verantwortung, echte Tiefe.
  2. Der Ruf zum Abenteuer – der auslösende Vorfall
    Mufasa zeigt Simba das Königreich und erklärt ihm die „große Ordnung des Lebens“.
    Zum ersten Mal taucht das Thema Verantwortung auf. Simba soll eines Tages für alle anderen sorgen – das klingt groß. Fast zu groß.
    Und dann kommt Scar. Listig, charmant, manipulativ. Und plötzlich wird Simba mit einer völlig neuen Realität konfrontiert: Gefahr, Machtspiele, Tod.
    Der Ruf zum Abenteuer kommt oft leise – und dann ganz plötzlich.
  3. Verweigerung des Rufs
    Nach dem tragischen Tod seines Vaters – ausgelöst durch Scars Intrige – fühlt sich Simba schuldig.
    Er glaubt, er sei verantwortlich. Statt sich zu stellen, flieht er. Weg von der Heimat, weg von seiner Geschichte.
    „Wenn ich einfach verschwinde, löst sich alles von selbst.“
    Ein klassischer Moment des inneren Rückzugs.
  4. Treffen mit dem Mentor
    Im Exil trifft Simba auf zwei untypische Mentoren: Timon und Pumbaa.
    Sie leben nach dem Motto „Hakuna Matata“ – keine Sorgen, keine Verantwortung. Für eine Weile geht das gut. Simba wächst heran, verdrängt sein altes Leben.
    Doch auch wenn Timon & Pumbaa liebenswürdig sind – sie führen Simba nicht wirklich weiter.
    Erst Rafiki, der weise Affe, erinnert ihn an das, was in ihm steckt. Und an Mufasa – der ihm im Himmel erscheint und sagt:
    „Du bist mehr, als du geworden bist.“
  5. Überschreiten der ersten Schwelle
    Simba entscheidet sich: Er kehrt zurück.
    Zurück ins Geweihte Land, zurück zu Scar, zurück zu dem, wovor er so lange davongelaufen ist.
    Er weiß nicht, was ihn erwartet. Aber er geht.
    Der Wendepunkt – vom Verdrängen hin zum Handeln.
  6. Bewährungsproben, Verbündete und Feinde
    Wieder zu Hause, ist nichts mehr, wie es war: Das Land ist zerstört. Scar regiert mit Angst.
    Simba muss sich beweisen – gegenüber Nala, die ihn zur Rückkehr bewegt hat, gegenüber seiner Mutter, gegenüber sich selbst.
    Er ist kein Junge mehr. Aber ist er bereit, Verantwortung zu tragen?
    Alte Freunde, neue Herausforderungen – und die eigene Unsicherheit.
  7. Vordringen in die tiefste Höhle
    Simba steht am Rand seiner größten inneren Konfrontation:
    Er zweifelt, ob er würdig ist, König zu sein. Ob er den Tod seines Vaters wirklich ungeschehen machen kann. Ob er es überhaupt verdient, zurückzukehren.
    Doch dann erfährt er: Scar war der Mörder.
    Nicht er. Nicht Simba. Die Schuld, die er so lange mit sich getragen hat, war nie seine.
    Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
  8. Entscheidungskampf
    Simba stellt sich Scar. Es ist nicht nur ein Kampf um den Thron – es ist der Moment, in dem er sich selbst behaupten muss.
    Scar versucht, ihn erneut zu manipulieren. Doch Simba bleibt standhaft. Und die Wahrheit kommt ans Licht.
    Er kämpft – nicht nur mit Klauen, sondern mit Klarheit.
  9. Belohnung und Ergreifen des Schwertes
    Der Kampf ist gewonnen. Scar wird besiegt.
    Aber die eigentliche Belohnung liegt tiefer: Simba hat seine Schuld abgelegt, seinen Platz eingenommen, sich selbst erkannt.
    Er ist nun bereit, die Verantwortung zu tragen, die einst nur Theorie war.
  10. Rückweg und Auferstehung
    Simba besteigt den Königsfelsen. Er ruft – wie einst sein Vater – in die Savanne.
    Der Regen fällt. Das Leben kehrt zurück. Die Welt, die aus dem Gleichgewicht geraten war, ordnet sich neu.
    Der Held kehrt zurück – verwandelt und angenommen.
  11. Verwandlung und Erneuerung
    Simba ist nicht mehr der sorglose Junge.
    Er ist gereift – nicht durch Macht, sondern durch Erkenntnis.
    Er weiß, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Nicht, weil man es muss, sondern weil man es kann.
  12. Rückkehr mit dem Elixier
    Am Ende sehen wir: Das Leben geht weiter.
    Simba und Nala haben ein Junges. Der Kreis schließt sich.
    Und mit ihm beginnt eine neue Reise.
    Was Simba mitbringt, ist mehr als ein Titel: Es ist Reife, Verbindung, Erfahrung. Und das Wissen, dass jeder seinen Weg gehen muss.

Diese 12 Stationen sind kein starres System.
Aber sie zeigen, wie aus einer einfachen Geschichte eine berührende Entwicklung wird.

Und vielleicht erkennst du dich oder dein Business an der ein oder anderen Stelle wieder.
Denn: Nicht nur Simba ist mal weggelaufen. Nicht nur er hat gezweifelt. Und nicht nur er musste irgendwann zurückkehren und für etwas einstehen.

Was wir daraus mitnehmen können


Die Heldenreise ist kein theoretisches Modell. Sie spiegelt das wider, was wir selbst oft erleben – in unserem Leben, im Beruf oder wenn wir etwas Neues starten.
Vielleicht bist du gerade selbst an einem Punkt, an dem du aufbrechen willst. Oder du bist schon mittendrin. Vielleicht fühlst du dich sogar verloren in deiner „tiefsten Höhle“ – der Phase, in der man nicht weiß, wie es weitergeht.

Solche Entwicklungen gehören dazu. Auch im Business.
Denn wer eine Marke aufbaut, ein eigenes Projekt startet oder sich selbst sichtbar macht, geht immer auch ein Stück weit durch diese Reise:

  • Am Anfang steht eine Idee – ein Wunsch, etwas zu verändern.
  • Dann kommen Zweifel, Hindernisse, manchmal auch Rückschläge.
  • Vielleicht triffst du Menschen, die dich weiterbringen.
  • Irgendwann merkst du: Jetzt bin ich nicht mehr dieselbe Person wie zu Beginn.
  • Und genau diese Entwicklung interessiert andere.
  • Nicht der perfekte Auftritt, sondern dein echter Weg. Das macht Storytelling so wichtig und wertvoll.
  • Es geht nicht um Helden mit Umhang. Es geht um Menschen mit Ecken, Fragen und Mut zum nächsten Schritt.

Was heißt das konkret?


Wenn du über dein Angebot sprichst – egal ob auf deiner Website, in deinem Pitch oder auf Social Media – dann zeig nicht nur das Ergebnis.
Zeig, wie du dahin gekommen bist.

Was hat dich geprägt?
Worauf warst du nicht vorbereitet?
Wer oder was hat dir geholfen, dran zu bleiben?

So entsteht eine Geschichte, mit der sich andere verbinden können.
Und das ist oft der Moment, in dem sie sagen: „Das spricht mich an. Das ist ehrlich.“

📌 Tipp zum Schluss:
Du musst nicht gleich episch erzählen. Manchmal reicht auch eine Mini-Heldenreise mit nur vier Schritten:

  1. Ausgangspunkt – Wo hast du gestanden?
  2. Herausforderung – Was hat dich gefordert?
  3. Veränderung – Was hat sich dadurch verändert?
  4. Mehrwert – Was gibst du heute weiter?
    Ob lang oder kurz: Wenn du ehrlich erzählst, hören Menschen zu.
    Denn sie merken: Da spricht jemand, der etwas erlebt hat – und es nicht nur behauptet.

🦁 Und vielleicht ist genau das der Punkt, an dem deine eigene Reise beginnt, sichtbar zu werden.
Möchtest du aus deiner Geschichte eine Marke machen, die bleibt?
Dann erzähl sie – Schritt für Schritt.

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